Romeo und Julia (nach William Shakespeare), ist das längste und bekannteste Ballett von Sergei Sergejewitsch Prokofjew und gilt allgemein als dessen bedeutendster Beitrag zur Gattung. Die Handlung des Balletts folgt getreu jener des Theaterstücks.
Der temporeiche, filmschnittartige Wechsel von lebensfreudigen Momenten, Szenen und tragischer Verstrickung sorgt für einen spannungsreichen Ballettabend.
Leben ● Liebe ● Tod
Das wohl berühmteste Liebespaar der Weltliteratur steht im Zentrum der Ballettproduktion. Wie kaum ein anderer Stoff hat Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ seit ihrer Uraufführung 1597 Generationen von Künstlern inspiriert. Ob Literatur, Film oder Oper – jede Kunstgattung setzt sich bis heute mit der Tragödie der Liebenden von Verona neu auseinander. Besonders häuften sich Versuche, mit den Mitteln des Tanzes und der Pantomime diese Geschichte einer heimlich aufblühenden Liebe, die wegen der Intoleranz tödlich verfeindeter Familienclans keine Erfüllung finden kann, zu gestalten. Eine farbige, glutvolle Musik, deren tänzerischer Impetus das Wesentliche der Shakespeareschen Tragödie, das Aufeinanderprallen von Liebe und Hass, das Nebeneinander von Zärtlichkeit und Gewalt auf geniale Weise eingefangen hat.
Ursprünglich sollte das Werk vom Leningrader Kirow-Theater in Auftrag gegeben werden, doch nachdem sich die Theaterleitung kurzfristig aus dem Vorhaben zurückgezogen hatte, schrieb es der Komponist im Sommer und Herbst 1935 im Auftrag des Bolschoi-Theaters im Gästehaus des Theaters in Polenowo bei Moskau. Uraufgeführt wurde „Romeo und Julia“ am 30. Dezember 1938 in Brünn in der damaligen Tschechoslowakei. Bis 1946 fertigte Prokofjew insgesamt drei Suiten für Orchester sowie Klavierbearbeitungen einiger Stücke an.
Die reiche und vielfältige Instrumentierung sowie die rhythmische Komplexität der Partitur stellen immer noch Herausforderungen für Orchester und Tänzer dar. Der berühmte „Tanz der Ritter“ mit seinen punktierten, schwerfälligen Rhythmen ist inzwischen eher als quasi-sinfonisches Thema bekannt. Im Gegensatz dazu stehen die zugleich zarten und jugendlich-lebhaften Themen in Verbindung mit Julias Erwachen zur Liebe.
Im Gegensatz zu Tschaikowskis klassischen Ballettinszenierungen, wie „Schwanensee“ und „Dornröschen „die in Geschichte und Gehalt stark an den Geist der europäischen Romantik, die Welt des Märchens und des klassischen Balletts gebunden scheinen, hat „Romeo und Julia“ den unbestreitbaren Vorteil, sich durch Shakespeares zeitlose und geradezu archetypische Anlage der Liebestragödie für Weiterentwicklungen anzubieten.
Ein opulentes Fest für die Sinne, ein großes musikalisches Erlebnis überzeugen gleichsam mit technischer tänzerischer Leichtigkeit und einfühlsamer Romantik, schaffen Sprünge emotionaler Anspannung und Bilder zarter Vertrautheit, die im Gedächtnis lange bleiben werden.
Ballett in zwei Akten - Musik: Sergei Prokofjew