FOTO: © Privat

Sachsen und Rumänen in Siebenbürgen. Vortrag und Diskussion

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Das Verhältnis der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zueinander in Siebenbürgen ist nur wenig erforscht, für den Zeitraum bis 1918 sogar weitgehend umgangen worden. Seitens der rumänischen, siebenbürgisch-sächsischen oder ungarischen Historiografie wurde meist der eigenen Nationalgeschichte oder -bewegung Vorrang gegeben. Unabhängig von der zum Teil immer noch polemisch geführten Diskussion von Historikern und Politikern über den Ursprung der Rumänen in Siebenbürgen ist es Fakt, dass über viele Jahrhunderte Rumänen, Ungarn, Szekler und Siebenbürger Sachsen auf dem Territorium Siebenbürgens lebten. Lange Zeit wurden die Rumänen durch die drei führenden Stände – ungarischer Adel, Szekler und Siebenbürger Sachsen –, die stets auf Besitzstandswahrung bedacht waren, von der Macht und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt. Die einzelnen Nationen lebten eher nebeneinander als miteinander. Ab dem 18. Jahrhundert und besonders während der Revolution von 1848/49, als die Bevölkerungsgruppen in ganz Ungarn begannen, sich national zu positionieren, zeigte sich immer deutlicher, dass für die größte Sprachgruppe in Siebenbürgen, nämlich die der Rumänen, eine Lösung gefunden werden musste. Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867 machte die Anerkennung der Rumänen als vierte Nation in Siebenbürgen zunichte. Selbst wenn ab dem 16. Jahrhundert die Kooperation zwischen Siebenbürger Sachsen und Rumänen, insbesondere im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, zunahm, sollte erst die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien 1918 eine erkennbare Intensivierung des Miteinanders mit sich bringen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schweißte die umfassende kommunistische Unterdrückung und wirtschaftliche Not ab 1945 zunehmend alle in Siebenbürgen lebenden Nationalitäten zusammen. Die Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen im kommunistischen Rumänien führte zur Zunahme der Aussiedlung der Sachsen nach Deutschland und damit zur nahezu kompletten Auflösung der gesellschaftlichen Strukturen der Sachsen in Siebenbürgen nach 1989.

Dr. Olivia Spiridon vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen analysiert in ihrem Vortrag historische bis gegenwärtige Konstellationen des Verhältnisses von Sachsen und Rumänen in Siebenbürgen und vertieft das Zusammenwirken im literarischen Bereich. Dazu wird ein Archivfilm gezeigt, der die Situation der deutschen Minderheit in Rumänien in der Nachkriegszeit inszeniert. An den Vortrag schließt sich eine Podiumsdiskussion mit Frau Dr. Spiridon und den Historikern Dr. Paul Bagiu und Dr. Erwin Jikeli an. Der Imbiss im Anschluss bietet die Gelegenheit zu vertiefenden Gesprächen zum Thema.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. Kreisgruppe Düsseldorf, Bund rumänischer Vereine in Deutschland e.V., Verein der rumänischen Lehrkräfte in NRW e.V

Location

Gerhart Hauptmann Haus Bismarckstraße 90 40210 Düsseldorf

Hol dir jetzt die Rausgegangen App!

Sei immer up-to-date mit den neuesten Veranstaltungen in Düsseldorf!