FOTO: © ”No News(from the burning bush series)”, filzstifte, buntstifte, wachskreiden und acrylfarben auf papier, 42x29cm, 2024, (c) Sahar Zukerman

Sahar Zukerman - OMEN

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Der Kunstraum Potsdam / Waschhaus zeigt vom 29. Juni bis 03. August 2025 mit „Omen“ eine groß angelegte Einzelausstellung des Künstlers Sahar Zukerman (*1985 London, UK, aufgewachsen in Tel Aviv, lebt in Berlin). Zukerman malt malerisch-meisterhafte, prall gefüllte Bildwelten. Motive leuchten und strahlen: ein kräftiger Löwe, ein knallgelbes Eis, eine prachtvolle Krone. Die schimmernde Oberfläche, der großzügige, gekonnte Malduktus, und die Reichhaltigkeit an Figuren und Farben verführen und ziehen in ihren Bann. Die künstlerische Virtuosität bei Zukerman ist gleichzeitig Konzept. Denn es brennt, es blitzt und donnert, Gefahr ist im Verzug. Inmitten des schönen Scheins braut sich Unheil zusammen. Zukerman erzählt politische, popkulturelle und biblische Geschichten, die die Dualität unserer Zeit vor Augen führen. Es sind motivische Versatzstücke einer Jahrtausende alten jüdisch, christlich und muslimisch geprägten Kulturgeschichte, die der Künstler aus seiner persönlichen Lebenserfahrung her kennt. In der Ausstellung Omen zeigt Zukerman eine Reihe neuer Werke, die diese künstlerische Auseinandersetzung fortführt. Omen-haft nehmen sie gesellschaftliche Tendenzen unserer Zeit wahr und zeigen einen ahnungsvollen, ambivalenten, aber niemals hoffnungslosen Blick in die Zukunft.

 

„Ich finde generell, dass es mein Job als Künstler ist, noch mehr Fantasie in die Welt zu bringen. Also noch einen anderen oder zumindest zusätzlichen Blick zu eröffnen und eine emotionelle                                                      Wirkung zu erzeugen; Bewegung oder Berührung auszulösen.“

 Sahar Zukerman

 

In der Ausstellung wird der Fokus im Besonderen auf drei neue Werkgruppen gelegt. Galactic Zionator, seit 2019 und fortführend, ist eine Serie aus über 100 Papierarbeiten. Der Titel verweist auf humoristische Art auf zwei Bezüge: erstens dem „Global Zionism“ als zeitgenössische Reiteration einer langlebigen antisemitischen Verschwörungstheorie, und zweitens dem „Terminator“ als popkulturellem Sci-Fi Actionfilm-Klassiker. Zukerman verschiebt die Deutungshoheit zu seinen Gunsten und eignet sich das antisemitische Motiv in tief-schwarzem jüdischem Humor an. Die „Zionators“ werden zu (verzweifelt) komischen Helden der Fiktion, ganz im Sinne von Dracula, Loch Ness, oder Bigfoot.

 

Promised Land ist eine Werkgruppe von großformatigen Gemälden, die von einer idealen Welt träumen, wo es kein Unheil mehr gibt. Es ist eine Liebeserklärung an ein „gelobtes Land“ in Frieden und Eintracht, doch fragt es zweifelnd, wie ein solches Land aussehe und wer es bewohne. Es verdeutlicht, wie diese Fantasie von Frieden, Zugehörigkeit, und Glück von Nationalismen vereinnahmt wird. Zukerman verarbeitet die Sehnsucht nach Heimat und Zugehörigkeit, das Gefühl von Fremde im eigenen Land, und der Dissonanz zwischen Mensch und Natur. Erfahrungen von Diaspora und Immigration, Flucht und Exil, sind der Werkgruppe tief eingeschrieben. Sie eröffnet dabei ein differenziertes Bild von Identität und Zugehörigkeit, über nationale und kulturelle Grenzen hinaus. Das Reflektieren auf Identität und Brauchtum verstärkt sich in der Ausstellung „Omen“ nochmals auf besondere Weise, denn es wird bewusst eine Verbindung zum heutigen jüdischen Leben in Potsdam hergestellt: Neben Zukermans Arbeiten werden Leihgaben von der jüdischen Gemeinde aus Potsdam gezeigt. Dabei kommunizieren die Kunstwerke mit den Objekten aus der Synagoge und spannen einen weitreichenden Bogen zu jüdischer Kultur- und Kunstgeschichte: so wird auch eine Tora-Krone der jüdischen Synagoge gezeigt, die sich ebenso in Zukermans Werk wiederfindet.

 

Burning Bush, der brennende Dornbusch als alttestamentarisches Motiv, rekurriert ebenso mehrfach in Zukermans Werk. Für den Künstler ist er das Emblem schlechthin für Ambivalenz und den Konflikt im Mittleren Osten. Der brennende Dornbusch trägt viele Seiten, viele Wahrheiten in sich — für Zukerman eine Metapher für sein eigenes Aufwachsen in Israel. Der Dornbusch repräsentiert einen Kreislauf von Zerstörung und Wiederaufbau, von nicht endender Hoffnung, auf der wieder Gewalt folgt und so fort. In Zukermans Arbeiten erscheint er mitunter als Blume, oder gar als Toaster und Eis, stets von Flammen umhüllt. Oftmals ist er aber ein Olivenbaum — eine Pflanze, die für alle abrahamitischen Religionen im Mittleren Osten und darüber hinaus wichtig ist. Sein Bild verbindet die Kulturen. Er verdeutlicht das Gemeinsame und setzt ein Zeichen für das Gemeinsame; verbunden mit ein wenig Hoffnung für die Zukunft.

 

Sahar Zukerman (*1985 London, UK) wuchs in Tel Aviv auf und lebt in Berlin. Er studierte von 2007 bis 2008 an der Jerusalem Studio School bei Eldar Faber und Israel Hershberg und von 2009 bis 2014 an der Universität der Künste in Berlin bei Leiko Ikemura. Seine Werke waren bereits in zahlreichen internationalen Solo- und Gruppenausstellungen zu sehen, u.a. in Wien, Berlin, Jerusalem, Tel Aviv, London, Moskau, Köln, Leipzig und Dresden.

Text, Dr. Kristina Schrei

Location

Kunstraum Potsdam Schiffbauergasse 4D 14467 Potsdam

Weitere Termine

Hol dir jetzt die Rausgegangen App!

Sei immer up-to-date mit den neuesten Veranstaltungen in Potsdam!