Ermüdet und genervt vom Alltag im Patriarchat bricht Friederike Oertel zu einer Reise nach Mexiko auf – in eines der letzten Matriarchate der Welt. Sie möchte Abstand gewinnen, von den Frauen vor Ort lernen, mit neuen Perspektiven nach Hause zurückkehren. Doch auch im Matriarchat ist Frausein komplizierter als erwartet.
In Juchitán ticken die Uhren anders: Frauen übernehmen die Führung innerhalb der Familien, Eigentum wird von Müttern an Töchter weitergegeben, und Muxe – Menschen, die einem dritten Geschlecht zugeordnet werden – sind fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Auf dem belebten Markt, den Friederike Oertel gemeinsam mit ihrer Gastschwester besucht, dominieren Frauen das Geschehen. Auch bei Festen geben sie den Ton an. Diese sogenannte »Stadt der Frauen« wird in Büchern und Dokumentationen häufig als Matriarchat beschrieben – als lebendige Alternative zum patriarchalen System.
Mit einer Sprache, die die lebendige Farbwelt und Atmosphäre des Ortes einfängt, und einem sensiblen Blick für die Besonderheiten einer Gesellschaft, die ihre eigenen Regeln lebt, begibt sich die Autorin auf eine persönliche Spurensuche. Sie reflektiert über ihr Frausein, begegnet eigenen Zweifeln und inneren Widersprüchen, hinterfragt gesellschaftliche Rollenvorgaben und lässt sich von ihren Gefühlen leiten. Das Konzept des Matriarchats – irgendwo zwischen uralter Idee und gelebter Wirklichkeit – erschüttert ihre bisherigen Vorstellungen und ermöglicht ihr eine neue Perspektive auf das Leben als Frau in einer patriarchal geprägten Welt.
Moderation: Emily Grunert (Leiterin Literaturbüro NRW)
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Zentralbibliothek und dem Freundeskreis Stadtbüchereien Düsseldorf im Rahmen der Reihe "Streitraum Herzkammer"