FOTO: © Pelin Asa, Matters of Activity / Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung

Symbiotic Wood

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Die Ausstellung bietet eine faszinierende Reise durch die Welt des Holzes – ein more-than-human Material, das nicht nur für Menschen, sondern auch für andere Arten eine wichtige Rolle spielt.

Klimawandel und Monokulturen haben die Wälder anfällig für Insekten und Pilze gemacht. Holz, das von Käfern befallen ist, gilt – ökonomisch betrachtet – als von geringem Wert. Die Ausstellung „Symbiotic Wood“ konzentriert sich auf dieses „mehr-als-menschliche“ Material. Sie macht erfahrbar, wie ein Material, das konventionelle Vorstellungen von Qualität und Nützlichkeit untergräbt, zu neuen Designlösungen anregen kann. Die interdisziplinäre Ausstellung mit Beiträgen von Künstler*innen, Designer*innen, Architekt*innen und Kulturhistoriker*innen wird durch eine Reihe von öffentlichen Veranstaltungen ergänzt.

Symbiose als Wissenschaft

Im ersten Teil der Ausstellung werden die wissenschaftlichen Grundlagen des Käferbefalls und des damit einhergehenden Pilzbefalls in Fichtenwäldern – sowohl lokal in Deutschland als auch weltweit – dargestellt. Diese Phänomene stehen im Zusammenhang mit Klimawandel und Monokultur: zwei Faktoren, die das Wachstum von Käferpopulationen in der Natur beschleunigen. Die Besucher*innen erhalten Einblicke, wie Waldökosysteme auf veränderte Umweltbedingungen reagieren und verstehen die komplexen Zusammenhänge zwischen Klima, Forstwirtschaft und Waldgesundheit.

Symbiose als Kultur

Der zweite Teil konzentriert sich auf den kulturellen Diskurs um „Symbiotic Wood“, in dem Käfer, Pilze und Umweltfaktoren wie Trockenheit als mitgestaltende Akteure betrachtet werden. Neben Designobjekten und Kunstwerken sind Zeugnisse über die Kulturgeschichte und Theorie des Käferbefalls zu sehen. Keramische Abgüsse von Bäumen aus der Umgebung des Museums verweben dabei das Thema der Ausstellung mit der unmittelbaren Umgebung: Was wäre, wenn wir die Bäume Berlins als Teil dieser Symbiose verstehen?

Die Sensibilität zur kulturell-ästhetischen Neuorientierung wird im Kunstgewerbemuseum mit seinen historischen Sammlungen geschult. Dort geht es darum, den Dingen und Kunstwerken ihr Alter anzusehen und sie in ihrer Geschichtlichkeit zu erkennen. Wir begreifen die Spuren von Gebrauch und Alter, von Pflege, aber auch von Vernachlässigung und Verfall als wertvolle „Patina“. Sie öffnet den Blick für die Grenzen des Menschen und für den symbiotischen Umgang mit der Natur. Aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums wird diese Perspektive durch eine spätmittelalterliche Greifenfigur verkörpert – trotz ihrer beträchtlichen Schädigung durch Insektenbefall ein beeindruckendes Kunstwerk.

Symbiose als Kreation

Die Ausstellung führt schließlich in den großen Innenhof des Museums. Eine begehbare Freiluftinstallation greift das Thema der Ernte, Lagerung und Neubewertung von Käferholz auf. Sie zeigt, wie ein Material, das von der Industrie bislang abgelehnt wird, neu gedacht und umgenutzt werden kann. Ihr Materialsystem lehnt sich an Techniken der Kistenlagerung an, die eine weitere Trocknung und künftige Verwendung nach dem Abbau der Installation begünstigen. Bei einem Gang durch die architektonische Struktur können die Besucher*innen graduelle Unterschiede von weniger befallenem zu stärker befallenem Holz erleben und unterschiedliche Texturen aus nächster Nähe betrachten und ertasten.

Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung

Die Ausstellung wird von einem Diskursprogramm begleitet. Eine Abschlussveranstaltung lädt dazu ein, beim Abbau der Installation im Innenhof des Museums dabei zu sein und ausgewählte Teile der Struktur mit nach Hause zu nehmen. So verwandelt sich die Installation selbst in ein verteiltes symbiotisches Netzwerk.

Künstler*innen

Pelin Asa
Karola Dierichs
Judith Dobler 
Tarik Goetzke
Başak Günak
Florent Jouy
Nuri Kang
Rahel Kesselring
Karin Krauthausen
Anna Kubelík
Julia Rhein
Siegfried Saerberg
Robert Stock

Team

Kuratorin: Karola Dierichs
Kuratorische Assistenz: Jessica Farmer
Koordination und Co-Kuration: Achim Stiegel; Claudia Banz, Kuration der Reihe „More-than-Human. Design nach dem Anthropozän“
Koordination _matter Festival 2025: Sophia Gräfe
Produktionsassistenz: Julia Blumenthal
Lichtdesign: Caspar Pichner
Grafikdesign: Nuri Kang

Die Sonderausstellung „Symbiotic Wood“ ist Teil der Ausstellungsreihe „More than Human“ des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin und wurde in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster „Matters of Activity“ der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen des _matter Festivals 2025 entwickelt.

Preisinformation:

Eintritt Kunstgewerbemuseum: 10,00€, ermäßigt 5,00€; für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 18 kostenfreier Eintritt.

Location

Kunstgewerbemuseum Matthäikirchplatz 10785 Berlin

Weitere Termine

Hol dir jetzt die Rausgegangen App!

Sei immer up-to-date mit den neuesten Veranstaltungen in Berlin!