Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 erstarrte die Tschechoslowakei für fast zwei Jahrzehnte in einem Klima politischer Kontrolle und sozialer Anpassung. In dieser von Überwachung geprägten Atmosphäre wurde der T-Club zu einem Rückzugsort für die LGBTQ+-Gemeinschaft, wo Menschen für einen Moment Sicherheit und Zugehörigkeit fanden. Die Staatssicherheit war stets präsent, doch innerhalb der Wände des Clubs entstand eine selbstgewählte Familie, eine Welt der Freiheit innerhalb der Unfreiheit.
Nach einem Mord im T-Club forderte die Polizei ihre Aufnahmen. Die Fotografin übergab ein überbelichtetes Negativ. Es war ihr letztes aus dem T-Club, ihr wurde klar, wie leicht ihre Bilder missbraucht werden konnten. Kurz darauf verließ sie Prag und ging nach West-Berlin, wo sie die Serie "Schwarze Jahre" fotografierte.
Libuše Jarcovjáková (*1952, Prag) fotografiert seit den 1970er Jahren ihre eigene Lebensrealität. Ihre Bilder sind rau, ungeschönt und tiefpersönlich. Durch eine Scheinehe konnte sie 1985 nach West-Berlin ausreisen und verbrachte fünf Jahre im Stadtteil Kreuzberg. Sie lebte auch in Tokio, wo sie u.a. als Modefotografin tätig war. 2017 erlangte sie mit ihrer Monografie Černé roky (Schwarze Jahre) internationale Bekanntheit, 2019 folgte der Durchbruch mit dem Buch und der Ausstellung Evokativ, die bei den Rencontres d’Arles gezeigt und vom The Guardian als die beste fotografische Leistung des Jahres bezeichnet wurde. Seit Herbst 2024 widmet ihr die Nationalgalerie Prag eine umfassende Retrospektive. Der Dokumentarfilm Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte über ihr Leben und Werk feierte auf der Berlinale 2024 Premiere. Am 25.02.2025 startet der Film in den deutschen Kinos.
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Tschechischen Zentrum Berlin, KVOST und dem Verlag untitled. Der Film wird in Zusammenarbeit mit dem Filmverleih Salzgeber präsentiert.