Theater für ein besseres Deutschland

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Vortrag von Esther Slevogt (nachtkritik.de) im Rahmen der Nacht der Bibliotheken und von "Düsseldorf erinnert – 80 Jahre Kriegsende und Befreiung".

Im Winter 1945 wird Wolfgang Langhoff erster Nachkriegsintendant der Städtischen Bühnen Düsseldorf. Bereits vor 1933 war er in Düsseldorf an Louise Dumonts Schauspielhaus einer der prominentesten Schauspieler gewesen. Darüber hinaus hatte er als Kommunist an neuen, aktivistischen und freien Theaterformaten gearbeitet: Agitprop-Theater hieß das damals. Nach dem Reichstagsbrand 1933 wurde er in Düsseldorf verhaftet, Folter und KZ-Haft folgten. 1934 gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Als Mitglied des legendären Emigrantenensembles am Zürcher Schauspielhaus veröffentlichte Langhoff 1935 in der Schweiz sein berühmtes Buch Die Moorsoldaten, einen der ersten Berichte über den Naziterror überhaupt. 1945 kehrte Langhoff nach Düsseldorf zurück. Hier waren als Unbelastete nun seine kommunistischen Mitstreiter und Freunde der Jahre vor 1933, die gemeinsam mit ihm im KZ durch die Hölle gegangen waren, von den Britischen Besatzungsmacht in politische Ämter berufen worden. So etwa der Künstler Hanns Kralik, der jetzt kommunistischer Kulturdezernent in Düsseldorf war und sich für Langhoffs Berufung als Intendant stark macht. Jetzt endlich, das hoffen sie alle, würden sie ihre Pläne für ein besseres Deutschland, die von den Nazis so brutal durchkreuzt worden waren, umsetzen können. Das Schicksal seiner kommunistischen Freunde und Genossen in Adenauers Bundesrepublik, wo sie bald schon wieder verfolgt und aus dem politischen System ausgespieen werden, wird Langhoffs Denken und Handeln auch noch prägen, als er in Ostberlin längst der Intendant des Deutschen Theaters ist, später die wichtigste Bühne der DDR. Am Deutschen Theater trifft Langhoff 1946 auch Gustaf Gründgens und sorgt mit seinen kommunistischen Freunden in der Düsseldorfer Politik für dessen Ernennung als sein Nachfolger an den Städtischen Bühnen. Der Vortrag gibt Einblicke in ein unbekanntes Kapitel deutsch-deutscher Nachkriegsgeschichte.