Songs of the Wayfarer - Claire Cunningham, Glasgow
„Ich liebe es, mich in ein vierbeiniges Wesen zu verwandeln. All die kleinen Stellen, an denen man die Krücke in eine Ritze oder eine Ecke zwängen kann. (…) Ich verliere mich gern in so einem Spiel (...) wenn der Boden wirklich (…) mein Gefährte wird.“ – Claire Cunningham
Was bedeutet es zu wandern? Inspiriert von Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ durchquert Claire Cunningham in ihrer Solo-Performance Natur-, Bühnen- und Gefühlslandschaften. Der eigenen „Wanderdramaturgie“ folgend, navigiert sie mit ihren Krücken über die Unebenheiten des Bodens und führt uns zu Gipfeln und Rastplätzen einer sehr persönlichen Reise. Songs of the Wayfarer verwebt Wissen und Praktiken von behinderten Körpern zu einer Crip*-Choreografie, die normative Vorstellungen von Tanz aufbricht. Ein Liebeslied – an ihre behinderten Gefährt*innen und an ihre eigene Crip*-Expertise. Die Choreografin und Pionierin der Disability Arts kehrt in dieser zarten Arbeit zu ihrer klassischen Gesangsausbildung zurück und fragt, was es bedeutet, immer weiter zu gehen – und wann der Moment kommt, in dem wir erkennen, dass es Zeit ist, umzukehren.
*Crip ist eine positive Selbstbezeichnung von behinderten, chronisch kranken Menschen und drückt die Zugehörigkeit zu einer kulturellen und politischen Identität aus.
Claire Cunningham ist Choreografin und Performerin und entwickelt multidisziplinäre Performances. Sie verweigert sich tänzerischen Traditionen und Körpernormen und entwickelt eine eigene Bewegungstechnik, die einzig auf den Möglichkeiten ihres eigenen Körpers aufbaut. Dabei nutzt und (zweck-)entfremdet sie ihre Krücken als Erweiterung ihres tanzenden Körpers. Sie versteht ihre Kunst, die sie bewusst aus ihrer Perspektive als behinderte Künstlerin entwickelt, immer auch als Aktivismus. Claire Cunningham war bereits mehrfach beim Festival Theaterformen zu Gast, zuletzt 2023 mit ihrer Arbeit Thank You Very Much.