Kriegsgeschehen, medial omnipräsent und scheinbar endlos, prägen unsere Sehgewohnheiten und dominieren die öffentliche Wahrnehmung. Neben deutlich sichtbarer Gewalt, wie der brachialen Zerstörung von Gebäuden und Kulturgütern, dem Anblick von zivilen Opfern oder Bildern von nicht abreißenden Flüchtlingsströmen, nimmt die Ausstellung vor allem auch die oft unsichtbaren Facetten von Gewalt in den Blick. Strukturelle, psychische oder geschlechtsspezifische Gewalt, insbesondere gegen Frauen und Minderheiten, sowie die daraus entstehenden Traumata und seelisches Leid bleiben häufig verborgen. Auch ideologisch-religiöser Hass, der über Generationen weitergegeben wird und Frauen unverhältnismäßig oft trifft, ist oftmals nicht sichtbar oder wird gezielt verdrängt. Scham und gesellschaftliche Ächtung schützen nicht selten die Täter, während die Folgen für die Betroffenen tiefgreifend und langfristig sind.
(Un)Sichtbarkeit von Gewalt möchte diesen ungleichen Machtstrukturen und visuellen Regimen die Gewalt zugrunde liegen nachgehen: Welche gesellschaftlichen, politischen und medialen Mechanismen machen Gewalt sichtbar oder unsichtbar? Wie wird Gewalt dokumentiert, instrumentalisiert oder zensiert? Mit welchen kreativen und künstlerischen Ansätzen kann Gewalt wahrnehmbar gemacht werden? Wie nutzen Künstler:innen Strategien wie Verfremdung, Zensur, Dokumentation, oder Spektakularisierung um Gewalt darzustellen oder zu verschleiern?
Die Ausstellung knüpft an die im Oktober 2024 initiierte Kooperation mit dem Forschungszentrum für Transformations of Political Violence (TraCe) an, die mit dem Dialogpanel „Darstellungen exzessiver Gewalt – zwischen Verstörung und Attraktion“ in der Kunsthalle begann.
Teilnehmende Künstler:innen:
Helena Uambembe (Südafrika), Hiba Alansari (Libyen), Johanna-Maria Fritz (Deutschland),
Johanna Herr (USA), Kresiah Mukwazhi (Zimbabwe), Lucinda Devlin (USA), Moath al-Alwi
(Jemen), Rabih Mroué (Libanon), Šejla Kamerić (Bosnien-Herzigovina), Thomson & Craighead (UK) u.a.