➡️ Die ursprünglich für den 25. März 2025 geplante Veranstaltung musste aus organisatorischen Gründen auf diesen Termin verschoben werden.
Die in Berlin geborene Journalistin Ursula von Kardorff (1911–1988) stammte aus einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht und war in konservative adelige Kreise eingebunden. Nach 1933 arbeitete sie vor allem für die rechtskonservative »Deutsche Allgemeine Zeitung«, deren Chefredakteur Karl Silex (1896–1982) versuchte gegenüber dem NS-Regime ein Minimum an Bewegungsfreiheit zu wahren. Kardorff schrieb insbesondere über »unpolitische« Themen, etwa Mode. Obwohl ihr Vater, der impressionistische Maler Konrad von Kardorff (1877–1945) von vorherein ein entschiedener NS-Gegner war, gestand sie später ein, selbst mindestens bis zum Kriegsbeginn zu den »Mitläufern« gehört zu haben. Infolge ihrer familiären Herkunft hatte sie private Kontakte zu Beteiligten des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944, ohne in deren Planungen eingebunden zu sein.
Melvyn J. Lasky (1920–2004), als Kind polnisch-jüdischer Immigranten in New York geboren, studierte Geschichte und engagierte sich frühzeitig in linksintellektuellen, aber entschieden anti-stalinistischen Kreisen. Zunächst journalistisch tätig, diente er seit 1944 als Militärhistoriker in der US-Armee und kam so nach Deutschland. Im Amerikanischen Sektor in Berlin wurde er als Kulturoffizier eingesetzt und prägte den kulturellen Neubeginn dort wesentlich mit, dies nicht zuletzt durch die 1947 von ihm gegründete Zeitschrift »Der Monat«. Seine Aufzeichnungen aus der Zeit des Kriegsendes und der ersten Besatzungszeit wurden erst 2014 veröffentlicht.
UNGLEICHE WORTE. Sieger und Besiegte, Befreier und Befreite in Deutschland 1945 – Doppelporträts und exemplarische Texte
Mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder
Als in den ersten Monaten des Jahres 1945 die Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition, angeführt von den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der Sowjetunion, das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches vollständig eroberten, die deutsche Wehrmacht endgültig besiegten und das verbrecherische NS-Regime zerschlugen, trafen ihre Soldaten und Kriegskorrespondenten auf Angehörige einer Nation auf dem politischen und moralischen Tiefpunkt ihrer gesamten Geschichte. Umgekehrt sahen sich die Deutschen mit den Siegern und Befreiern konfrontiert, die ihnen nach zwölf Jahren Diktatur und weitgehender Isolation zumeist fremd erschienen. Von beiden Seiten wurden erste Eindrücke festgehalten, deren ungefilterte Direktheit bis heute eindrucksvoll ist. Sie zeigen zudem, dass der folgende Weg der »Westintegration« immerhin eines Teils Deutschlands, der mit maßgeblicher Hilfe der USA eingeschlagen wurde und der den Weg zu Demokratie und Selbstbestimmung eröffnete, weder selbstverständlich noch einfach war.
Die Reihe stellt jeweils zwei Personen vor, die sich mittelbar, seltener unmittelbar begegneten und die Erfahrungen der vermeintlichen »Stunde Null« festhielten.