Eröffnung mit einer Einführung von Dr. Michael Krajewski, Kunsthistoriker
Gibt es für uns auch in unbekannten Ländern Landschaften, die uns so vertraut vorkommen, als hätten wir sie schon immer gekannt? Im Japanischen nennt man solche Orte Genfûkei, „Urlandschaft“.
Für die Ausstellung „Ur: Landschaft – eine Reise“ sind die in Deutschland und Japan lebende Kamerafrau Justyna Feicht und die in Deutschland lebende Künstlerin Shoko Matsuyama gemeinsam durch Aomori gereist.
Im Norden Japans ist der Volksglaube an eine Nachwelt fest verwurzelt und Feicht erfährt im Zuge ihrer Dokumentarfilmarbeit von der bis heute in Aomori bestehenden Tradition des Kuchiyose (wörtlich: „Mundherbeirufung“), einer Zeremonie, bei der blinde Schamaninnen, genannt Itako, mit den Verstorbenen in Kontakt treten. Zugleich in teressiert sie sich für den Volksglauben der Region und führt Interviews und filmische Feldforschungen durch. Fasziniert von der Weltanschauung in Teilen des nordöstlichen Japans, die im Kontrast zur modernen, rationalen Welt steht, verbindet sie diese in ihren Werken mit der eigenen inneren, poetischen Welt.
Für die in Tokyo geborene Shoko Matsuyama ist Aomori nicht nur eine vertraute Region, in der sie als Kind mit ihrer Mutter und Großmutter jährlich Zeit verbrachte, sondern auch ein fremder Ort, der sie faszinierte und zugleich ängstigte.
Matsuyama lebt seit 2009 in Deutschland und nachdem ihre Großmutter und ihre Mutter verstorben sind, empfindet sie eine starke Sehnsucht und „Heimweh“ nach diesem Ort, den sie als Wurzel ihrer Seele betrachtet, als ihre „Urlandschaft“. Ihre Werke beschäftigen sich mit dem Phänomen der Erinnerung an einem realen und zugleich imaginären Ort.
Der Prozess, mit dem Shoko Matsuyama in dem Land, in dem sie nicht geboren und aufgewachsen ist, nach ihrer „Urlandschaft“ sucht und der psychologische Prozess, in dem Justyna Feicht den Glauben an das Jenseits dieses Landes erforscht, sind Ausdruck der Bewegung der Seele und somit auch Ausdruck einer Reise.
Viele glauben, dass auch der Tod eine Reise sei. Die Ausstellung lässt uns diesen Weg, den jeder Mensch irgendwann beschreiten wird, nachempfinden und lädt zu einer Reise in die eigenen Herzen ein.
Justyna Feicht studierte an der Fachhochschule Dortmund Film und Kamera und hat in zahlreichen Ländern Dokumentarfilme gedreht, zuletzt über die Landflucht in Japan.
Shoko Matsuyama hat in Japan Grafikdesign und zeitgenössische Kunst sowie in Düsseldorf bei Rosemarie Trockel studiert, sie schafft Skulpturen und partizipative Installationen.
Preisinformation:
Eintritt frei