Wenn der Mensch auf die Hände fiele, als Vierfüßler ginge, sich sein Fell stehen ließe und heulte, so wäre evolutionär ein bedeutender Schritt getan. Wieviel besser wäre der Wilde, der Zornige, der Abgehängte, der Erniedrigte und Beleidigte dann. Keine Hatespeech, keine Hände frei für Waffen oder Besitz an sich zu raffen. Ein tropfendes Maul hätte er, nicht seine Nächsten zu fressen, sondern sie mit zurückgewürgter Nahrung zu versorgen. So wäre er endlich kein Gefährder mehr und bewegte sich völlig unschuldig, frei über alle Grenzen hinweg und wäre reinen Herzens.
WOLFGANG ist ein Stück für eine Sprecherin, einen Dirigenten, einen Musiker und Trucker, einen Chor, fünf bis sechs Tänzer*innen und ein Kind. Als Wolfsrudel kehren sie in ein Europa zurück, aus dem sie für lange Zeit vertrieben waren. Als Wölfe erinnern sie an ein kulturelles Gedächtnis des Wilden und Bösen. An die Grenzen zwischen Mensch und Wolf, zwischen Mensch und Mensch und zwischen Publikum und Theater. Der Wolf dringt als die andere Perspektive, die die versiegelte Oberfläche eines artifiziell durchkomponierten urbanen Gefüges durchstösst, ein. So verhandelt WOLFGANG die Frage nach dem Einzelnen, dem Fremden als Gegensatz und andererseits Teil des Menschen, als seine Kolonie und zugleich Möglichkeit einer anderen Ordnung.
WOLFGANG setzt auf das Prinzip einer beharrlichen Transformation, ist eine theatrale Grenzüberschreitung, eine Spiegelung, ein Aufruf zum Menschsein und eine tänzerische Vierbeinerkundung.
Preisinformation:
Bezahlung nach Soli-Preissystem. Die Performenden sprechen auf Deutsch und Englisch. Es gibt eine Live-Audiodeskription sowie eine Tastführung vor Beginn der Vorstellung. Mehr Infos dazu auf der Website von backsteinhaus produktion.