Woyzeck ist ein einfacher Stadtsoldat. Und er liebt Marie. Damit sie und ihr Kind überleben, verdient er etwas dazu, rasiert seinen Hauptmann und unterwirft sich den Experimenten des Doktors. Ein Druck lastet auf Woyzeck, so groß, dass man meinen könnte, er schnappe noch über mit seinen Gedanken. Marie trifft den Tambourmajor, und damit blitzt in ihr die Ahnung von einem anderen, sorgloseren Leben auf. Die Freiheit der Körper, die Lust der anderen, Erniedrigung, Einsamkeit und Wahn – es ist zu viel. Woyzeck ersticht Marie – Opfer und Täter, Getretener und Tretender, Misshandelter und Misshandelnder. Einerseits erzählt Büchners Woyzeck von Disziplinierung, Schikane, Armut, Erniedrigung und einer Klassengesellschaft in einer Sprache, die soziale Markierungen kenntlich macht. Andererseits zieht Büchner in das Stück zahlreiche Haken und Widersprüche ein, und nicht zuletzt am blinden Fleck des Stücks, dem Mord an Marie, zeigt sich, dass wir mit diesem theatralen Blick auf soziale Verhältnisse noch längst nicht abgeschlossen haben.
Mizgin Bilmen inszeniert Schauspiel und Oper. Ab der Spielzeit 2024/25 ist sie Hausregisseurin und Mitglied der Künstlerischen Leitung des Schauspiels am Staatstheater Darmstadt. Arbeiten u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Theater Bielefeld, am Stadttheater Bern und am Anhaltischen Theater Dessau.