Die Arbeit wird zur Eröffnung der Ausstellung Yoana Tuzharova - Im Schein der Dinge im Projektraum erstmals vorgestellt.
Die Videoarbeit NEW ROOTS setzt das visuelle und konzeptuelle Vokabular der Arbeiten Adaptation und Socio Garden fort, in denen Yoana Tuzharova sich mit biologischen Systemen, mechanischer Bildreproduktion und gesellschaftlicher Transformation auseinandersetzt. In diesen Arbeiten erscheinen quadratische Pflanzenbilder als Archive alternativer Naturvorstellungen.
Im Projektraum erweckt Tuzharova diese Formen zum Leben: In einer fiktiven Landschaft wächst ein Baum aus der Erde – eine Erscheinung, die wie ein Fehler, ein Glitch im natürlichen System wirkt. Die Form dieses Baums, zugleich geometrisch und organisch, widersetzt sich den Prinzipien bekannter Evolution.
Gerade diese Abweichung ist das zentrale Kippmoment der Arbeit. Ein quadratisches Blatt – eine einfache, aber nicht-organische Form – ist in der Welt der generativen KI nahezu unmöglich herzustellen. Die Systeme, mit denen Tuzharova arbeitet, sind auf Wiedererkennbarkeit und Wahrscheinlichkeit trainiert. Sie spiegeln das, was Menschen ihnen bereits gezeigt haben – also die Objektivität der physischen Welt. Alles, was außerhalb dieser Norm liegt, wird von ihnen verworfen oder korrigiert.
NEW ROOTS ist somit ein Akt des Bruchs: gegen die ästhetische Selbstbestätigung digitaler Systeme. Tuzharova strebt nicht nach Störung, sondern nach einer präzisen Modellierung einer neuen Ordnung. Ihr Ziel ist keine bloße Simulation der Natur, sondern die Öffnung eines Möglichkeitsraums – eine spekulative Biologie, die Formen zulässt, die es noch nicht gibt und die vielleicht auch nie existieren werden.