Deshalb fühle ich mich zu Mythen hingezogen. In der realen Welt und ihrer Geschichte habe ich oft das Gefühl, nicht dazuzugehören, nicht erzählt zu werden, eine Existenz dazwischen zu haben. Ich existiere zwischen Kontinenten, zwischen Kulturen, zwischen Farben und zwischen Geschichten verschiedener Völker und Erzählungen verschiedener Nationen. Zwischen Konzepten, Wahrheiten, Realitäten. Mythen jedoch ermöglichen es, uns unsere eigene Geschichte vorzustellen, uns wieder mit unseren Vorfahren zu verbinden und einen Raum zu schaffen, in dem wir, ohne uns rechtfertigen zu müssen, existieren können. Ein Raum dazwischen, den man endlos ausdehnen kann. Ein Ort ohne Grenzen, in dem wir uns begegnen und uns ein Zuhause vorstellen können. Und ist nicht jede Geschichte am Ende eh nur ein Mythos?
Getrieben von der Sehnsucht, sich an die eigene Herkunft und Ahnenlinien zu erinnern und Heimat zu schaffen, formt MAWU LISA einen Raum für eine hybride, afro-diasporische Sage. Sechs Schwarze Performer*innen begegnen und begeben sich hierfür auf eine multi-sphärische Suche nach ihrem individuellen und kollektiven, kulturellen und spirituellen Erbe. Dabei reflektieren sie identitätsstiftende, popkulturelle und politische Momente, greifen koloniale Bilder auf um sie zu revidieren. Sie ergründen körperlich archiviertes Wissen, spirituelle Praktiken und familiäre Traditionen.
Marie-Zoe Buchholz / ZOE ist eine interdisziplinäre Performance-Künstlerin und Kuratorin aus Düsseldorf. In ihren Arbeiten reflektiert sie über Rehabilitation, Transformation und die (Rück-)Aneignung von Körper und Raum sowie das Verhältnis von Macht und Marginalisierung. Ihre künstlerische Praxis verbindet Ästhetiken des Voguing und Ballroom, Physical Theatre, Club- und Free Styles, Spoken Word und Vokalmusik. Sie war Gründungsmitglied des ersten deutschen Ballroom Houses und entwickelte sich zu einer der führenden Figuren der deutschen Ballroom-Community. Zuletzt feierte sie die Premiere ihrer Solo-Show FEMINA SAGA – Genesis im tanzhaus nrw.
HAUS MAWU, initiiert von ZOE, ist eine künstlerische Kompanie. Sie versteht sich als Ort, um Räume, Körper und Geschichten in einer post-patriarchalen Heterotopie zu denken und zu gestalten, die sich in alle Richtungen entfaltet und Community durch Kunst und Ritual schafft. HAUS MAWU zielt darauf ab, die Sichtbarkeit von Schwarzen und diasporischen Kulturpraktiken und Ästhetiken zu stärken und die Transformation institutionalisierter Kultur durch hybride Projekte und interdisziplinäres Storytelling voranzutreiben. Dabei nutzen sie vielfältige künstlerische Ausdrucksformen wie Theater, Tanz, Club- und Subkultur, Film, Musik, Audio, Schrift, Installationen, Bildung sowie rituelle und spirituelle Praktiken. Als kollaborativer Raum für vielfältige Künstler*innen widmet sich die Kompanie der Stärkung diasporischer, queerer und intersektionaler Perspektiven. Eine Kernintention ist es, Geschichte neu zu schreiben sowie Realität durch Folklore, Fiktion und Popkultur zu reflektieren und zu hinterfragen. HAUS MAWU steht für intentionale Transformation, Rehabilitation und Integration.
Auf Deutsch, Englisch und Weitere. Mit Übertiteln. Laute Musik und Stroboskop.
Dauer: ca. 60 Min.
Empfohlen ab 14+