Geschichtswissenschaftliche und kunstgeschichtliche Vorbereitung und Begleitung:
Dr. Katja Schlenker/Prof. Dr. Winfrid Halder
Wenn wir im September von Kiel aus die Ostsee überqueren, um im litauischen Klaipėda wieder an Land zu gehen, wird das gewiss ein Erlebnis der besonderen Art – vielleicht ein einmaliges. Albert von Buxthoeven (um 1165–1229) hat eine ähnliche Route mehr als ein Dutzend Mal befahren (hin und zurück, wohlgemerkt), aber nicht von Kiel, das damals als Hafenstadt noch gar nicht existierte, sondern von Lübeck aus. Unser Überfahrterlebnis wird indes mit dem des aus der Nähe Bremens stammenden Geistlichen kaum vergleichbar sein: Albert dürfte auf einem Schiffstyp unterwegs gewesen sein, der damals noch relativ neu, also modern war. Die zeitüblichen Koggen, deren Ursprünge im 12. Jahrhundert lagen, waren etwa 20 Meter lang und 5 bis 6 Meter breit. Bei günstigen Windverhältnissen konnten sie eine Geschwindigkeit von etwa 6 Knoten erreichen. Das sind etwas mehr als 11 Stundenkilometer. Da nicht immer günstiger Wind herrschte und sich die Koggen, obwohl hochseetüchtig, meist in Küstennähe hielten, nahm eine der Ostseeüberquerungen Alberts sicherlich mehr als eine volle Woche in Anspruch (sofern sie problemlos verlief). Und komfortabel waren die auf möglichst große Ladekapazität, nicht aber auf den Passagiertransport ausgelegten Koggen gewiss nicht – im Gegenteil. Unsere Ostseeüberquerung auf einer modernen Fähre von etwa 200 Metern Länge und 30 Metern Breite, die eine Geschwindigkeit von rund 23 Knoten (mehr als 42 Stundenkilometer) erreichen kann, wird also nur eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit den Überfahrten Alberts haben.
Und doch handelt es sich um eine bewusst gewählte Form der Annäherung an den historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Raum der Ostsee. Jener Albert nämlich, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Beschwernisse, gelegentlich wohl auch die Schrecken, so vieler Überfahrten auf sich nahm, gehörte zu den Begründern einer sehr besonderen Beziehung, welche die Geschichte Deutschlands mit der Geschichte der heutigen baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland verknüpft. Aus einer adligen Familie im Bremer Umland stammend, hatte Albert die geistliche Laufbahn eingeschlagen und war bereits in jungen Jahren in das Bremer Domkapitel aufgestiegen. Im Jahre 1199 – Albert war also ein Mittdreißiger – erteilte ihm der amtierende Bremer Erzbischof Hartwig II. den Auftrag zu einer Missionsreise nach Livland, also in die historische Region, die heute zum größten Teil zu Estland gehört. Mitte des Jahres 1200 betrat Albert zum ersten Mal die Gegend um die Mündung der Düna (lettisch Daugava) und gründete im Jahr darauf, ein Stück flussaufwärts, die Hafen-, Handels- und Bischofsstadt Riga, deren geistliches Oberhaupt er fortan wurde.
Unterstützt wurde er von vornherein nicht nur von kampferprobten Rittern, sondern auch von hansischen Kaufleuten. Zudem holte er in den folgenden Jahren gezielt deutsche Siedler nach Livland, die oft aus dem Rheinland und Westfalen kamen. Zu deren Anwerbung dienten nicht zuletzt seine vielen Überfahrten in den folgenden Jahren. Auch die Handelsverbindungen Rigas mit den Hansestädten an der westlichen Ostseeküste und bis tief ins Reichsgebiet wurden ausgebaut (etwa nach Dortmund, das Reichs- und Hansestadt war und heute noch an seinem Alten Rathaus eine allegorisch dargestellte Kogge zeigt).
Im Jahre 1225 – also vor 800 Jahren – erlangte Albert vom damaligen Kaiser Friedrich II. (1194–1250), dem letzten Angehörigen der Staufer-Dynastie als Reichsoberhaupt, die Belehnung mit Livland und die Erhebung zum Reichsfürsten. Damit war der Herrschaftsbereich Alberts als Bischof von Riga – wenigstens der Theorie nach – in den Reichsverband aufgenommen. In der Realität war Albert bis zu seinem Tod im Januar 1229 in eine Vielzahl von Machtkämpfen verstrickt – mit den Einwohnern, die die Herrschaft von zunächst Landfremden keineswegs einfach hinnahmen, mit dem König von Dänemark, mit dem Ritterorden der Schwertbrüder, den er selbst herbeigerufen hatte und der bald darauf im noch mächtigeren Deutschen Orden aufging. Livland und die ganze Region, die durch den Handel mit dem russischen Herrschaftsgebiet dessen Bindeglied über die Ostsee nach Westeuropa darstellte, blieb – bei stark wechselnden politischen Machtverhältnissen, in denen auch die russischen, polnischen und schwedischen Herrscher später zeitweilig große Bedeutung gewannen – bis in das 20. Jahrhundert hinein eng mit Deutschland verknüpft.
Das galt etwa auch für die kirchlichen Verhältnisse: Der frühzeitige Einzug der lutherisch geprägten Reformation in weiten Teilen des baltischen Raums, der bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann, wurde maßgeblich von Wittenberg aus mitbestimmt. Erst durch die totalitären Regime in NS-Deutschland und in der stalinistischen Sowjetunion wurde die Präsenz einer zahlenmäßig großen deutschen Bevölkerungsgruppe in den drei baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland beendet. Diese hatten erst durch den Ersten Weltkrieg ihre staatliche Unabhängigkeit erreicht. Durch das ruchlose Zusammenwirken der Diktatoren Hitler und Stalin verloren sie diese bald wieder, wurden in Krieg und Massenverbrechen hineingezogen und erlangten erst mit dem Niedergang der kommunistischen Diktatur und dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre Unabhängigkeit und Demokratie zurück.
2024 lag die Aufnahme der freien Staaten Litauen, Lettland und Estland in die NATO und die Europäische Union bereits 20 Jahre zurück. Seit mehr als zwei Jahrzehnten gehören sie damit zu den wichtigsten wirtschafts- und sicherheitspolitischen Partnern Deutschlands in Europa. Keine andere Nation in Westeuropa hat derart große, rund acht Jahrhunderte zurückreichende historische und kulturelle Schnittmengen mit den baltischen Staaten wie Deutschland. Die Bedeutung der bi- und multilateralen Zusammenarbeit mit ihnen wird angesichts der weltpolitischen Entwicklungen noch wachsen – dies zu prognostizieren, ist sicherlich keine Prophetie.
Es ist also genau der richtige Zeitpunkt, mehr über unsere baltischen Partner zu lernen. Denn sie sind und bleiben eine »Zone der Entscheidung zwischen Ost und West«, wie der deutsche Schriftsteller Edzard Schaper (1908–1984), der lange in Reval/Tallinn lebte, bereits 1952 feststellte. Geändert hat sich daran nichts – im Gegenteil.
Zusätzlich zum Reiseprogramm wird die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus wieder eine ganze Reihe weiterer Informationsangebote bereitstellen, über die die Mitreisenden speziell informiert werden.
(Stand 21.01.2025)
Tag 1: 13.09.2025 (Samstag)
09:00-17:00 Uhr: Bustransfer von Düsseldorf nach Kiel. Unterwegs Einführung in die Geschichte der Ostsee, Zwischenhalt in der Hansestadt Lübeck, kleiner Stadtrundgang, Einführung in die Backstein-Gotik des Ostseeraums.
ca. 21:00 Uhr: Check-in auf der DFDS-Fähre in Kiel
Abendessen an Bord der Fähre
23:59 Uhr: Abfahrt der Fähre von Kiel nach Klaipėda (früher Memel)
Übernachtung auf der Fähre
Tag 2: 14.09.2025 (Sonntag)
Frühstück an Bord der Fähre
Erholung auf See
17:00-19:00 Uhr: Abendessen an Bord der Fähre
22:00 Uhr: Ankunft der Fähre in Klaipėda
Bustransfer zum Hotel Aurora
Übernachtung im Hotel Aurora in Klaipėda
Tag 3: 15.09.2025 (Montag)
09:00-17:00 Uhr: Tagesausflug zur Kurischen Nehrung und nach Nida (früher Nidden) zum Thomas-Mann-Haus. Die Kurische Nehrung gehört zu den schönsten Küstenlandschaften der Ostsee und steht seit 2000 auf der UNESCO-Welterbe-Liste.
Abendessen individuell
Übernachtung im Hotel Aurora in Klaipėda
Tag 4: 16.09.2025 (Dienstag)
09:00-15:00 Uhr: Fahrt von Klaipėda nach Riga mit Überquerung der EU-Binnengrenze zwischen Litauen und Lettland.
Unterwegs Besuch von Schloss Rundāle, einem barocken Prachtbau aus dem 18. Jahrhundert.
15:00 Uhr: Zimmerbezug im Hotel Ibis Riga Centre
16:00-18:00 Uhr: Erste Exkursion durch Riga
Abendessen individuell
Übernachtung im Hotel Ibis Riga Centre
Tag 5: 17.09.2025 (Mittwoch)
09:00-18:00 Uhr: Ganztägige Exkursion durch Riga
Vormittags: Altstadtrundgang
12:00 Uhr: Orgelkonzert im Rigaer Dom (ca. 20 Min.)
Nachmittags: Besuch des ehemaligen Rigaer Ghettos und der Gedenkstätte Bikernieki
Abendessen individuell
Übernachtung im Hotel Ibis Riga Centre
Tag 6: 18.09.2025 (Donnerstag)
09:00-14:00 Uhr: Fahrt von Riga nach Tartu (früher Dorpat) mit Überquerung der EU-Binnengrenze zwischen Lettland und Estland.
Unterwegs Besuch des Gauja-Nationalparks und der Bischofsburg Turaida.
15:00 Uhr: Zimmerbezug im Hotel Dorpat
15:00-18:00 Uhr: Exkursion durch Tartu
Abendessen individuell
Übernachtung im Hotel Dorpat in Tartu
Tag 7: 19.09.2025 (Freitag)
09:00-12:00 Uhr: Fortsetzung der Exkursion durch Tartu, anschließend Abfahrt nach Tallinn (früher Reval).
12:00-15:00 Uhr: Fahrt von Tartu nach Tallinn
15:00 Uhr: Zimmerbezug im Hotel Hestia Ilmarine
16:00-18:00 Uhr: Exkursion durch Tallinn
Abendessen individuell
Übernachtung im Hotel Hestia Ilmarine in Tallinn
Tag 8: 20.09.2025 (Samstag)
09:00-18:00 Uhr: Fortsetzung der Exkursion durch Tallinn
Besuch der Nikolaikirche mit dem Totentanz-Gemälde von Bernt Notke
Exkursion ins Freilichtmuseum Rocca-al-Mare
Abendessen individuell
Übernachtung im Hotel Hestia Ilmarine in Tallinn
Tag 9: 21.09.2025 (Sonntag)
09:00 Uhr: Transfer zum Fährhafen von Tallinn
10:30-12:30 Uhr: Seefahrt über den Finnischen Meerbusen nach Helsinki
Transfer zum Flughafen Helsinki
16:35-18:00 Uhr: Rückflug von Helsinki nach Düsseldorf
Mindestteilnehmerzahl: 21 zahlende Personen
Stand: 01.03.2025
Bitte melden Sie sich unter dem Stichwort »Studienreise Baltikum« direkt bei:
KLUGESREISEN – Reisebüro am Kölner Tor GmbH
Gräulinger Straße 2
40625 Düsseldorf
Tel.: 0211/2295080
E-Mail: infokluges-reisende
www.kluges-reisen.de
Preisinformation:
Reisepreis: € 1.859,- pro Person im Doppelzimmer, EZ-Zuschlag (Kabine Innen): € 458,- Wunschleistungen Unterbringung in Außenkabine (Fähre Kiel-Klaipėda): € 20,- pro Person in der Doppelkabine € 38,- pro Person in der Einzelkabine