deutsch-deutsche Grenzerfahrung von Alexander Eisenach
Bis zur Wende lagen Stadt und Landkreis Kassel im sogenannten Zonenrandgebiet – ein ca. 40 Kilometer breiter Streifen der Bundesrepublik Deutschland entlang der Grenze zur DDR. Abseits der wirtschaftlichen Hauptrouten gelegen, Richtung Osten eine Sackgasse, waren die Städte und Gemeinden von strukturellen Problemen betroffen.
In einem neuen Projekt des Regisseurs und Autors Alexander Eisenach macht sich das Staatstheater Kassel auf die Suche nach Geschichten zwischen Ost und West, zwischen Abbruch und Aufbruch, Verzweiflung und Hoffnung. Ausgehend von Kassel und seiner Lage im Zonenrandgebiet geht Alexander Eisenach auf die Suche nach Geschichte und Geschichten rund um das Thema deutsche Teilung und Wiedervereinigung in Biographien und Literatur – zwischen Fluchtgeschichten, dem Leben auf beiden Seiten der Mauer und dem Zusammenwachsen beider Staaten nach 1989.
„Wie schreibt sich Geschichte fort in die Gegenwart? Wie leben wir mit den Brüchen in der Landschaft und in den Biografien? Welche Utopien und Hoffnungen sind gestorben und welche leben fort? Das Zonenrandgebiet ist keine überwundene Geschichte. Es lebt fort in der Landschaft und den Erzählungen, die auf unserer Bühne zum Leben erwachen. Die Dämonen der Vergangenheit geben keine Ruhe und rütteln uns aus dem Schlaf einer selbstverliebten Gegenwart.“
Alexander Eisenach ist Autor und Regisseur. Seine Stücke zeichnen sich durch Verschränkungen verschiedener Zeit- und Erzählebenen aus und zeigen so immer die Gleichzeitigkeit scheinbar voneinander getrennter Thematiken auf. Er arbeitet u. a. am Schauspiel Frankfurt, Schauspielhaus Graz, Deutschen Theater Berlin, Berliner Ensemble und am Residenztheater München. In der Spielzeit 2022/23 entwickelte er am Staatstheater Kassel das Stück Anthropos Antigone (UA), in dem Eisenach die antike Geschichte um Antigone mit aktuellen Fragestellungen zum Klimawandel verband.