Das Werk von Wilhelm Wagenfeld steht für den Beginn und die konsequente Entwicklung einer modernen, demokratischen Produktkultur in Deutschland, von den Anfängen am Bauhaus in Weimar 1923 bis in die 1970er Jahre des 20. Jahrhunderts. Wagenfelds immenses, hochdekoriertes Lebenswerk hat ihn schon zu Lebzeiten in den Rang eines „Klassikers“ erhoben. Wie kein anderer stellte er an sich den Anspruch, die Gestaltung unserer Alltagskultur grundsätzlich mit sozialer Verantwortung zu verbinden und mit seinen Entwürfen alle Schichten der Bevölkerung zu erreichen: Für ihn durfte es keine „Arme-Leute-Produkte“ geben, vielmehr musste jeder Gegenstand und jedes Material mit der gleichen Sorgfalt und Genauigkeit bearbeitet werden.
Dem modernen Selbstverständnis der Designer als „Dienstleister“ einerseits oder als „Künstler“ andererseits hat er sein Leitbild des „künstlerischen Mitarbeiters in der Industrie“ entgegengesetzt, der im Team gleichberechtigt mit den Technikern und Kaufleuten eines Unternehmens zusammenarbeitet. Das Ziel war eine Produktkultur, die die Werte des früheren Handwerks in die Industrieproduktion übersetzt: „Schönheit für den täglichen Gebrauch“.
Wagenfelds Einfluss auf die Entwicklung in der deutschen Gebrauchsgüterindustrie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, zumal er mit enormem persönlichen Einsatz für seine Überzeugungen kämpfte. Er wusste, dass er einen breiten politischen Konsens brauchte: Jahrzehntelang suchte er mit großem politischen Geschick Bündnispartner und warb mit Reden, Aufsätzen und Vortragsreisen, bei Politik und Wirtschaft, bei den Innungen, Kammern, Gewerbeämtern und Künstlerverbänden und in Juries und zahlreichen Gremien für seine Ideen.
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